SPRACHE UND HIRNWÄSCHE



- sämtliche rechte bei station23 -





"Fighting for peace is like fucking for virginity."
(Hippie-Parole aus den 60ern)

"Kinder, Irre und Besoffene sagen die Wahrheit."
(Sprichwort)

"Der Volksmund hat immer recht."
(Volksmund)

"Führer befiehl, wir folgen!"
(Befehl des deutschen Volkes an seinen Führer)

"Wer nicht für uns ist, ist gegen uns."
(US-Präsident George W. Bush nach dem 11. 9. 2001 an die Welt)



   Sprache ist Ausdruck des Denkens. Umgekehrt wird aber unser Denken wieder durch die Sprache beeinflußt, so wie wir sie von kleinauf gelernt haben. Die Begrifflichkeiten, die Bedeutungen der Worte, die ihnen zugewiesenen Wertungen und die durch Semantik und Grammatik vorgegebene Denkstruktur prägen den menschlichen Geist kategorisch. Auf diese Weise bedingen sich Sprache und Denken gegenseitig, wobei die Frage, ob nun zuerst das Denken oder die Sprache da war, genauso müßig ist wie die Frage, ob zuerst das Huhn oder das Ei da war.
   Die Sprache spiegelt aber nicht einfach nur das Denken wider und ermöglicht den Austausch von Informationen und dadurch die Organisation des Zusammenlebens, sondern sie stiftet als Grundlage der gesamten Gesellschaft soziale Identität, genau so wie der Name für die individuelle Identität steht. Die Sprache ist also weit mehr als nur das Eigentum des Volkes und jedes einzelnen Menschen, sie gehört untrennbar zu beider Wesen.

   Natürlich ist Sprache keine feste, unveränderbare Institution, sondern genauso lebendig, beweglich und entwicklungsfähig wie das jeweilige Volk oder die jeweilige Kultur.
   In manchen Phasen der Geschichte verändert sich die Sprache mehr und schneller, in anderen weniger und langsamer, und in wieder anderen nicht oder scheinbar nicht. Sprache muß sich nicht äußerlich verändern, indem neue Worte entstehen, Fremdworte aufgenommen werden oder Aussprache, Grammatik und Schreibweise sich ändern. Sprache kann sich auch innerlich und unsichtbar verändern, indem alte Begriffe neue Bedeutungen erhalten oder Wertungen verschoben oder sogar in ihr Gegenteil verkehrt werden.
   Eine natürliche Veränderung von Sprache und Sprachgebrauch, vor allem durch die jungen Generationen, hat es also schon immer gegeben. Jede Generation hat ihre eigenen sprachlichen Besonderheiten, Vorlieben, Abneigungen, Codes, Metaphern, Bilder und Schöpfungen, so daß man allein an manchen Formulierungen die Zugehörigkeit der Sprechers zu einer bestimmten Generationen erkennen kann: so benutzte die Jugend für "sehr gut" in den 60ern "klasse", in den 70ern "scharf", in den 80ern "super" und seit den 90ern "geil", dem entspricht in etwa auch die Wandlung der "Feier" in die "Party", die "Fete" und schließlich den "Event".
   Die Basis jeder Sprache ist die Umgangssprache, welche von vielen Akademikern und anderen, sich besser wähnenden Bürgern naserümpfend als primitiv abgedünkelt wird. Einen noch tieferen Rang genießen inzwischen die Dialekte und Mundarten, die nur noch als Zeichen von Rückständigkeit und Dummheit gewertet werden, seitdem sich in unserem Rundfunk- und Fernsehzeitalter das durch Luthers erste deutsche Bibelübersetzung entstandene sogenannte Hochdeutsch flächendeckend durchgesetzt hat. Dennoch finden immer wieder "Fehler" der Umgangssprache und Eigenheiten der Mundarten Eingang ins Hochdeutsch: der "Hünenstein" wurde im Süddeutschen zu "Hinkelstein", da dort das norddeutsche Wort "Hünen" für "Riesen" unbekannt war und man von einem Schreibfehler ausging und dafür ein ursprüngliches "Hühner" vermutete, das hier "Hinkel" hieß, so daß aus dem ehemaligen norddeutschen "Riesenstein" heute ein gesamtdeutscher "Hühnerstein" geworden ist. Ein anderes Beispiel ist das eingefleischte Verwecheln der comparativa "wie" und "als" (z.B. "größer wie"), das auch zum rhetorischen Repertoir der bayrischen Kultusministerin gehört, wie diese der Öffentlichkeit 2002 in einer Diskussion um die sogenannte Pisa-Studie und das Bildungsdefizit der deutschen Jugend offenbarte. Ebenso ist auch das grammatische falsche "je ... je", statt richtig "je ... desto" fester Bestandteil des Standartdeutschen.
   Jede Schicht und jedes Milieu besitzt ihre eigenen, spezifischen Ausdrücke und Redewendungen, und bei extremer Ghettoisierung kann sich sogar eine ganz neue Sprache bilden, wie es zum Beispiel mit dem Jiddischen geschehen ist.
   In den sogenanten Subkulturen gibt es die Szeneprachen, die oftmals nur Eingeweihte, d.h. Dazugehörige, verstehen. Hierbei werden gleichwohl Fremdworte, alte Begriffe mit neuen Bedeutungen oder auch Neuschöpfungen verwendet, z.B. im Umfeld der Rockmusik: "gig" für Auftritt, "backstage" für Garderobe, "abrocken" (veraltet: "hotten") für tanzen, aber: "abgerockt" für verkommen, "jam session", "psychedelic", "syntheziser" etc., wobei es sich hier häufig um musikalische termini technici handelt, also um eine Fachsprache (auf die wir weiter unten noch zu sprechen kommen), während der Rapper-Jargon aus den afro-amerikanischen Großstadtghettos sich mittlerweile zu einer eigenständigen Sprache zu entwickeln scheint, die mit dem klassischen Schulenglisch nicht mehr zu verstehen ist. Die neueste Szenesprache ist die der Hacker: "crock" für entschlüsseltes Paßwort, "warez" für kostenlose Programme etc., genaugenommen ist die Hackersprache eine sich gerade entwickelnde neue Fachsprache.
   Ähnlich verhält es sich mit der Gaunersprache, die häufig mit Tarnbegriffen arbeitet, wie "Schore", "ein Ding drehen", "abzocken", oder mit verharmlosenden bildlichen Übertragungen wie "umlegen", "Kohle", oder - etwas veraltet - der "Bimbes" (Räubersprache des 18. und 19. Jahrhunderts, von: klimpern, meint: Geld), des Altbundeskanzler Helmut Kohls Lieblingswort für Cash, womit er schließlich sogar einer ganzen Republik zu einer neuen Bezeichnung verhalf: nämlich der Bimbesrepublik.
   Aufs engste verwandt mit der Gaunersprache ist, durch die Kriminalisierung aller sogenannten Drogen mit Ausnahme des Alkohols, des Tabaks und der erlaubten bzw. verordneten(!) berauschenden und suchtbildenden Medikamente, die Drogensprache, die genaugenommen eine Szenesprache ist, da sie längst nicht mehr nur der Code einer kleinen Randgruppe ist, sondern zum Alltag eines immer größer werdenden Teils der Gesellschaft gehört - nach offiziellen Schätzungen der Regierung aus dem Jahr 2001 gebrauchen 10% (!) der bundesdeutschen Bürger mehr oder weniger regelmäßig Canabis, und uns allen sind Begriffe wie "kiffen", "Joint", aber auch "Schnee", "Schuß", "Junkie" etc. geläufig.
   In der unmittelbaren Nachbarschaft der Szenesprachen, zum Teil mit Überschneidungen (wie wir schon am Beispiel der Musikersprache gesehen haben), liegen die Fachsprachen, die naturgemäß jedem Laien ein Buch mit sieben Siegeln sind, und wo es nicht darauf ankommt, ob sie sich fremdsprachlicher Begriffe bedienen oder nicht. Für den Normalbürger sind z.B. die deutschen Begriffe aus dem Maschinenbau genauso unverständlich wie die lateinischen aus der Medizin. Ganz zu schweigen von mathematischen oder chemischen Formeln. Genaugenommen sind die akademischen Wissenschaftssprachen, die ausschließlich mit Zahlen und allgemeinen Abkürzungen und Symbolen arbeiten und dabei ohne jede Prosa auskommen, internationale Metasprachen, die über den eigentlichen Sprachen stehen, so wie auch die Notensprache der Musiker.
   Außer der gesprochenen Sprache gibt es noch die Schriftsprache, die sich von selbst herausgebildet hat, manchmal mit Geburtshilfe eines Martin Luther, die aber dennoch kein Kunstprodukt ist. Leute wie die Brüder Grimm oder Sir Duden verzeichneten nur den Gebrauch, schufen aber selbst keine eigenen Regeln. (Bis die Rechtschreibreformer kamen und einen mickrigen Klon in die Welt setzten, von dem es äußerst zweifelhaft ist, ob er überlebensfähig sein wird.)
   Soweit, sogut.

   Natürlich gibt es aber auch Leute, die die Sprache absichtlich verändern. In die allererste Reihe derer gehören die Literaten, die seit Expressionismus und Dada an keine Konventionen mehr gebunden sind und jede Regel außer Kraft setzen können oder auch völlig neue Regeln schaffen.
   Andere Berufsgruppen allerdings pflegen eine künstliche Veränderung der Sprache, deren Dummheit manchmal in Bösartigkeit ausartet, wie z.B. Bürokraten mit ihren Formularen, Juristen mit ihren Gesetzen und Techniker mit ihren Bedienungsanleitungen. Dieser Sprachdefekt beruht wohl in den seltensten Fällen auf Vorsatz, sondern ist die - unbeabsichtigte - Folge einer generellen Denk-, Sprach- und Kommunikationsunfähigkeit ihrer Träger. Und ihre literarischen Produkte sind die offene Zurschaustellung ihrer geistig-seelischenen Störung. Da das Volk natürlicherweise nicht in der Lage ist, Unsinn dieser Qualität zu verstehen, geschweige denn zu akzeptieren, finden diese sprachlichen Auswüchse auch keinen Eingang in die Gesellschaft und bleiben damit in etwa auf der gleichen Stufe wie die Gaunersprache.

   Die Veränderung der Sprache ist ein präziser Spiegel der Veränderung der Gesellschaft.
   Die Entstehung des sogenannten Neuhochdeutschen um 1500 dokumentiert die Manifestation eines neuen gesamtgesellschaftlichen Bewußtseins. Dieses Bewußtsein und das dazu gehörige Welt- und Menschenbild entwickelte sich parallel zur Entdeckung der Perspektive in der Kunst, zur Entdeckung der Harmoniegesetze in der Musik (Stichworte: Quintenzirkel, wohltemperiertes Klavier etc.), zu den beginnenden Naturwissenschaften (Paracelsus u.a.), zur Mechanik (die weiter zur Erfindung der Dampfmaschine, des elektrischen Stroms, des Fließbandes und letztlich der Automatisation führte), und nicht zuletzt zu einer neuen Philosophie und einem neuen Rechts- und Staatsverständnis. So markiert die Entstehung des Neuhochdeutschen den Aufstieg des Bürgertums zur herrschenden Klasse und damit den Beginn einer völlig neuen Gesellschaftsform inclusive eines neuen gesellschaftlichen Bewußteins, welches seinen - vorläufigen? - Gipfel in der wissenschaftlich-kritischen Reflexion gefunden hat (wenn auch die Vertreter dieser "Wissen"schaft ihren eigenen Anspruch leider nicht immer erfüllen).
   Entsprechend müssen also auch die vormaligen Epochen in denen Mittelhochdeutsch und Althochdeutsch gesprochen wurden, als Epochen mit einer anderen Gesellschaftsform und einer dazugehörigen anderen Bewußtseinsform angesehen werden, dasselbe gilt natürlich ebenso für das Frankreich vor der Zeit der Beseitigung des Gallischen und der Einführung des Romanischen, wie überhaupt für alle nicht nur politisch, sondern auch noch kulturell eroberten und erfolgreich kolonialisierten Völker der gesamten Weltgeschichte vom alten China bis zum heutigen Amerika. Jenen untergegangenen Kulturen kann unsere heutige Geschichtsforschung wohl nur mit größter Mühe, wenn überhaupt, gerecht werden, denn dazu wäre die Fähigkeit der Forscher zur Rekonstruktion dieses Bewußtseins in ihrem eigenen Geiste nötig, was man aber von niemandem, und erst recht nicht von unserer eurozentrisch-überheblichenen "Wissen"schaft verlangen kann. Das gleiche Defizit legt sie ja schon bei ihrem arroganten Unverständnis bzw. Nichtverstehenwollen (noch) lebender anderer Kulturen an den Tag, die allesamt schon von vornherein als minderwertig definiert sind.
   Selbstverständlich ist die Ignoranz und willfährige Selbstunterwerfung der Wissenschaften unter den Herrscherwillen nur das eklatanteste Beispiel der gesamten westlichen dumm-anmaßenden Bewußtseinsmisere, die aus einem perfekt eingespielten Kommunikationssystem von einfachem Nichtwissen und fahrlässigem Irrtum bis hin zur vorsätzlichen Unterschlagung von Information und gezieltem Lügen resultiert, welches jeder einzelne von uns bis ins Mark verinnerlicht hat (die allermeisten freilich erzwungenermaßen), so tief, daß es eigentlich unmöglich ist, sich jemals vollständig aus seinem Rahmen, der eher ein Gefängnis ist, herauszubewegen und jenseits seiner Grenzen, Kategorien, Strukturen, Deutungen und Wertungen zu denken. Wir alle haben mit der "Muttersprache" und der auf ihr aufbauenden gesellschaftlichen Konditionierung weit mehr als nur ein technisches Hilfsmittel zur Verständigung bekommen, und auch mehr als nur unser Weltbild - nämlich unser gesamtes Verhaltensprogramm.
   Natürlich ist es immer schon einmal jemandem aufgefallen, wenn bei der Kommunikation oder sonstiger Informationsbeschaffung ein Mißverständnis oder eine Wissenslücke vorlag. Meistens wurde mit diesen Leuten kurzer Prozeß gemacht, weil sie nur das System störten. Gelegentlich jedoch wurden solche neuen fundamentalen Erkenntnisse ins allgemeine Weltbild integriert. Geschah dies in einem größeren Umfang, begann nach heutigem Sprachgebrauch eine irgendwie neugeartete "Epoche" in der Geschichte.
   In aller Regel trifft aber jede Neuerung im gesellschaftlichen Bewußtsein zuallererst auf das Mißtrauen und den Widerstand der Herrschenden, da diese grundsätzlich davon ausgehen, daß jede Änderung der bestehenden Verhältnisse zu ihrem persönlichen Nachteil ist und nur zu Machtverlust führt. In diesen Zeiten der allgemeinen Bewußtseinsentwicklung rollt dann nicht nur ein einzelner Kopf, sondern dann wird im Blut gebadet, und zwar nach denselben Gesetzen, die auch bei der Unterwerfung fremder Völker und deren "Umerziehung" gelten. Nicht zufällig begann die sogenannte Hexenverfolgung mit ihren Millionen von Toten auch am Anfang der Neuzeit (und nicht im Mittelalter, wie heute allgemein geglaubt wird). Unter diesem Gesichtspunkt kann man jeden Krieg und jede Kolonisation als Kampf um den Geist verstehen, aber nicht nur um den freien Geist, sondern unter Umständen auch als Krieg zwischen zwei (oder mehr) unfreien Geistern, was die Sache erheblich verkompliziert, denn wie soll einer, der von allen möglichen verschiedenen Seiten bearbeitet wird, da noch erkennen können, welche Seite die gute oder zumindest die bessere ist?
   Natürlich haben die Herrscher schon frühzeitig erkannt, daß bei diesem Kampf um ihre Macht, der auf dem Schlachtfeld des Denkens ausgeführt wird, das Nichtwissen eine ihre stärksten Waffen ist, und natürlich haben sie auch erkannt, daß ein Mißverständis, also Scheinwissen, unter Umständen äußerst nützlich sein kann, selbstverständlich nur, wenn es beim Gegner vorliegt. Es sorgt für Verwirrung und falsches Handeln. Und genauso natürlich haben dieselben Herrscher auch schon genauso frühzeitig erkannt, daß sich Verwirrung künstlich herstellen läßt, zum Beispiel durch systematisches Lügen.
   Die harmloseste Form solchen herrschaftssichernden Lügens ist die Verleihung hochtrabender Titel, die den Untertanen in ehrfürchtiges Staunen und generelles Schweigen versetzen. Dies funktionierte früher am besten, indem man sich selbst den Namen einer berühmten historischen Person verlieh, so wurde zum Beispiel aus der Figur des Cäsar der "Kaiser", der "Zar" und der "Schah". Lediglich der "Papst" verwendet einen der alleralltäglichsten Begriffe: Vater. Dies war kein Zufall, sondern ein cleverer Trick, mit dem die gezielte allgemeine Vereinnahmung der gesamten Gesellschaft beabsichtigt wurde. Hinter dieser scheinbaren Bescheidenheit im Titel, "Vater" aller Menschen zu sein oder doch wenigstens der, die an ihn "glauben", verbirgt sich bei genauerem Hinsehen eine ungeheure Anmaßung des Rechtes und der Macht. Einer der ältesten Titel ist der "König" (von: "kühn", hat dieselbe Wurzel wie "können"). Später wurden der Titelliste der "Herzog", der "Graf", der "Ritter" etc. hinzugefügt. Diese Vertitelung der Gesellschaft griff im Laufe der Zeit immer weiter auch auf die niedrigeren Schichten über, und es kamen mit dem "Professor", dem "Doktor", dem "Magister", dem "Oberstudienrat", dem "Hauptkommissar" bis hin zum "Facharbeiter" viele weitere wohlklingende Luftschwingungen dazu und bilden heute ein exakt gegliedertes hierarchisches System der gesellschaftlichen Rangordnung innerhalb sämtlicher Berufsgruppen und noch weit darüber hinaus. Das Vorbild hierzu lieferte übrigens das Militär mit seinen Dienstgraden, das schon seit Urzeiten straff vertikal-autoritär organisiert war und auch sein mußte, wenn es funktionieren sollte. Unter Verhältnissen wie in Österreich, wo diese Vertitelung schon einen gewissermaßen totalitären Charaketer angenommen hat und man bereits den Pförtner einer Universität mit "Herr Professor" anzureden pflegt, wird die autoritäre Funktion dieser Rangordnung jedoch auf den Kopf gestellt und de facto wieder außer Kraft gesetzt, wie das gesamt-ausländische Mißtrauen gegenüber jeglichen österreichischen Titeln, insbesondere aber den akademischen, beweist.
   Wir sprechen immer noch über das politische Lügen. In der Antike wurde das Volk mittels der Religion an der Nase herumgeführt, indem die Priester, die üblicherweise gleichzeitig die Könige waren (beziehungsweise umgekehrt) und sich in dieser Form erst später vom Herrscher zu seinem Kollaborateur und noch später zu seinem Erfüllungsgehilfen absonderten, dem braven Untertanen als Ersatz und Lohn für seine hiesige Unbill ein jenseitiges Paradies nach dem Tod versprachen. Heutzutage ist diese Scheinwelt durch das Unterhaltungsprogramm des Fernsehens ersetzt worden. Aber nicht nur der Inhalt der Hirnwäsche ist verändert worden - von beeindruckenden Märchen irgendwelcher Helden der Vergangenheit zur heutigen Vorabend-Serie aus dem kleinbürgerlichen Milieu, sondern auch die Methoden der Hirnwäsche haben sich geändert. Benötigte man früher noch Feuer und Schwert, um den Untertanen von seinen Weltbild und seinen Werten zu überzeugen, so hat man das Verfahren heute bedeutend verfeinert: Mittels der allgemeinen Schulpflicht und seit etwa fünfzig Jahren auch des Fernsehens wird der westliche Mensch schon von frühester Kindheit an auf die Gesellschaft, die ihn erwartet, und seine Rolle darin vorbereitet. Dieses Leben, in dem in den allermeisten Fällen ihm kein Quadratzentimeter Platz als sein eigener Lebensraum gehört, und in dem er, um von Tag zu Tag überleben zu können, genötigt ist, seine Arbeitskraft, sprich: seinen Körper, an einen "Arbeitgeber" zu verkaufen - dieses Leben muß dem Menschen allerdings erst einmal schmackhaft gemacht werden und im weiteren Verlauf seines Lebens als Untertan und Diener der Herrschenden mit all seinen Erniedrigungen und Frustrationen schmackhaft bleiben. Dazu wird ihm nicht nur wie früher schon die Naturgegebenheit der herrschenden Verhältnisse vorgegaukelt, wie das Königstum von Gottes Gnaden oder ähnliche Dreistigkeiten, sondern ihm werden die Strukturen der Macht und ihre Folgen ausnahmslos als positive Errungenschaften der gesamten Gesellschaft, als "Zivilisation" und "Fortschritt" verkauft, wenn nicht gar als persönliche Leistungen der Herrscher und großzügige Gaben dieser an ihre Untertanen. Alles, was zum System gehört, ist gut, und alles andere ist schlecht, wenn nicht sogar böse. So wird geraubte und zerstörte Natur zum notwendigen Opfer des "zivilatorischen Fortschritts", verlorene Lebensqualität zu altmodischer Nostalgie, vorenthaltene Lebensqualität zu verwerflichem "Sozialneid", gestohlene Lebenszeit und erzwungene ökonomische Prostution auf dem "Arbeitsmarkt" zum "Recht auf Arbeit" und so weiter.
   Die Methode dieses systematischen Lügens ist die Beeinflussung unseres Denkens durch gezielte Eingriffe in die Sprache. Die Medien und Multiplikatoren dieser Eingriffe sind die Lehrer, die Politiker, die Wirtschaftler, die Journalisten, die Werbepsychologen, die Bürokraten und - im Verlauf der vergangenen zweihundert Jahre vom ersten auf den letzen Platz gefallen - die Priester. Dieser Zugriff auf das Bewußtsein des Volkes kann in ganz verschiedener Form stattfinden. Schon im Altertum hatten die Herrscher in ihrer Personalunion von König und Oberpriester bemerkt, daß die sexuelle Bevormundung und Unterdrückung eine der wirksamsten Methoden der Hirnwäsche und der Herrschaftssicherung ist, und mißbrauchten jahrtausendlang die Religion als zentrale Veranstaltung der Repression, indem sie das Natürlichste der Welt, nämlich die Sexualität, dämonisierten und damit dem Untertanen einen nicht zu unterschätzenden Schuldkomplex eingepflanzten. Zusätzlich gab es dann noch reichlich kultisch-rituell verbrämte Gängelungen, die weit in alle möglichen Bereiche des sonstigen Alltagslebens hineinreichten, wie z.B. die sog. Sakramente, also Eheschließung, Kommunion etc. bis zur "Beichte" und "Ablaß"zahlung.
   War das Vorenthalten von Wissen und Information jahrtausendelang der wichtigste Machtfaktor, so rückte es mit der zunehmenden Vereinnahmung der Menschen in entfremdete Produktionsprozesse, als Tagelöhner schon im Mittelalter bis hin zum Industriearbeiter des 19. Jh., auf den zweiten Platz, als man entdeckte, daß es nicht darauf ankommt, ob einer etwas weiß, sondern was er weiß. Damit begann am Ende des 19. Jh. eine neue Epoche der Hirnwäsche, nämlich die der allgemeinen Schulpflicht, mit der die Untertanen allesamt auf Null genormt wurden und der reibungslose Ablauf des Systems erstmals in der Geschichte vollständig gewährleistet wurde. So verwandelte sich das einstige allgemeine Lese- und Schreibverbot in die allgemeine "Bildungs"pflicht, die beide, obwohl sie scheinbar völlig gegenteilig sind, doch dem gleichen Zweck dienen: nämlich der Herrschaftssicherung. Auf diese Weise wurde zum Beispiel die Arbeiterbewegung in das System hineingenommen, anstatt wie vorher als Feind des Systems zu gelten. Als Dank dafür akzeptierte die Arbeiterschaft widerstandslos die vermeintlich naturgegebene entfremdete Lohnarbeit und den, wenn schon nicht gottgegebenen, doch wenigstens "demokratischen" zentralistischen Parlamentarismus und forderte von nun an nur noch graduelle Verbesserungen innerhalb des bestehenden Systems, was den Herren seitdem einen ruhigen und ungestörten Schlaf beschert.
   Im 20. Jh. machte man eine fundamentale neue Entdeckung, nämlich daß es nicht der Inhalt ist, also die Information, die der größte Machtfaktor darstellt, sondern allein die Form, die Sprache als solche, die das mächtigste Herrschaftsinstrument ist. Seitdem wird mit den Worten und ihren Bedeutungen nur noch wie auf dem Truppenübungsplatz verfahren: blendende Begriffe und aufgeblasene Töne fliegen seither in Unmengen dem Volk um die Ohren wie ein Granatenhagel, zerpuffen zu nichts, und immer neue kommen und gehen in einem alle Sinne betäubenden wundersamen Sprach-Feuerwerk. Glanzstücke waren und sind zum Beispiel die "Dikatur des Proletariats", die "Herrenrasse" oder die "freie Welt" (deren Gegenpart der "unfreien Welt" sich seltsamerweise im Wesentlichen aus deren eigenen Kolonien rekrutierte, was aber schon damals keinem mehr auffiel). Im letzten Drittel des 20. Jh. setzte schließlich das Fernsehen und die Werbung dem Ganzen noch die Krone auf, um in jedem Falle auch den allerletzten Rest eventuell verbliebener Hirnkapazität des Untertanen mit nutzlosem Müll zuzuschütten.
   Generell ist im Laufe der Geschichte eine Veränderung der Hirnwäsche vom Inhalt weg zur bloßen äußerlichen Gestalt, zur reinen Verpackung ohne jeden Inhalt zu konstatieren: mußten früher noch ganze Weltbilder inklusive ihrer Bräuche und Kulte beseitigt und durch neue ersetzt werden, so reichen heutzutage einige mehr oder weniger geschickte Verbiegungen und Verdrehungen des Vokabulars, angereichert durch ein paar neugeschaffene blumige Worthülsen völlig aus, um das Volk dumm und brav zu halten, damit es sich immer kräftiger ausbürsten läßt, ohne daß man es jedoch immer härter gängeln und maßregeln müßte, nein - der moderne Untertan unterdrückt sich mittlerweile freiwillig selbst!

   Wir unterscheiden vier Arten des vorsätzlichen, politisch motivierten Eingriffs in die Sprache (wobei wir "politisch" in einem weiten Sinne verstehen, bis in unser Privatleben und sogar ins Innere unseres Körpers und seine Gesundheit hineinreichend):

   1) die Tabuisierung eines Begriffs
   2) die Verbiegung des Sinns
   3) die Umkehrung der Bedeutung
   4) die Erfindung eines Pseudo-Begriffs

   Alle diese Formen können sich auch einander annähern, ineinander übergehen oder sich überschneiden, wie es z.B. in dem Begriff "militärische Operation" der Fall ist, der das Thema "kriegerische Aktion" kaschiert (1) und den ursprünglich rein medizinische Begriff "Operation" fachfremd verbiegt ins militärische (2) und dabei suggeriert, es handele sich um einen heilenden Eingriff, obwohl es sich tatsächlich aber um Töten und Zerstören handelt, und damit den positiven medizinischen Begriff "Operation" mittels des Attributs "militärisch" bis zur kompletten Sinnentleerung aushölt und neutralisiert, um ihn sofort wieder neu pseudo-positiv aufzuladen, und dadurch genau in sein Gegenteil verkehrt (3), wobei das ganze als Neu-Kombination eines Substantivs mit einem bis dato nicht dazugehörigen Adjektiv zu einen stehenden Begriff eine Erfindung eines neuen Pseudo-Begriffs ist (4).
Die vier Formen im einzelnen:

   1) Die älteste Form des politischen Eingriffs in die Sprache ist die Vermeidung und Tabuisierung eines unliebsamen Begriffs zwecks Leugnung oder wenigstens Vernebelung der Realität, was nichts anderes als "Zensur" ist. Der geächtete Begriff wird dabei entweder komplett gestrichen, also das ganze Thema tabuisiert, oder durch einen harmloseren, "unbelasteten" ersetzt, z.B. die biblische "Erkenntnis" ist böse, wird vom Feind Gottes gestiftet (als Gegensatz zum "rechten Glauben" an den "Einzigen Gott"), und ist vor allem eine nur unglückbringende Folge der weiblichen Neugier, wofür die Frau besonders scharf bestraft und hart an die Kandarre genommen werden muß. Ansonsten ist die biblische Erkenntis auf das gevögeltwerden ebenderselben misratenen Kreatur durch ihren Gatten zwecks Herstellung braver Untertanen beschränkt. Diese "Erkenntnis" erfordert glücklicherweise keinerlei geistige Fähigkeiten (wobei ein anderer Begriff für die menschliche Fortpflanzung in der Bibel nicht bekannt ist). Interessant ist hier die ideologische Verschränkung von Sexualität und (politischem) Bewußtsein unter einem Tabu, noch interessanter aber ist, wie alt dieser beeindruckende Beleg für eminent tiefgehendes Herrschaftswissen über subtilste Repression ist: dreitausend Jahre alt! - Verblüffend, oder?
   Die sich einem noch halbwegs selbstständig denkenden Menschen hier sofort aufdrängende Frage, wie alt die systematische Herrschaft mithilfe der Hirnwäsche denn nun wirklich ist, kann nach heutigem Wissenstand nicht sicher beantwortet werden. Wir vermuten hypothetisch, daß, solange sich die Menschheit in einer Gruppengröße zusammenfindet, die ein persönliches Kennen jedes Beteiligten mit jedem anderen und damit den unmittelbaren Informationsaustausch nicht mehr ermöglicht, also allerspätens ab Siedlungen mit etwa zweitausend Menschen, schon immer irgendwelche Subjekte mit Lügen und Intrigen ihre unsichtbaren Fäden gesponnen haben, also seit vielleicht 10.000 Jahren, möglicherweise auch schon viel länger. Aber bedeutend wichtiger noch als das wirkliche Alter dieser Lügenherrschaft sollte die Einsicht sein, daß dieses Herrschaftswissen selbstverständlich nicht mit seinem Träger in einem pompösen Herrschergrab verschwunden ist, sondern gezielt an auserwählte, zu seiner Fortführung geeigete Menschen weitergegeben wurde. Das aber besagt nichts weniger, als daß es auf unserem Planeten eine lange, ungebrochene Tradition der Macht gibt, die sicher im Laufe der Zeit auch ihre internen Veränderungen erfahren hat, aber dennoch bis auf den heutigen Tag ohne Unterbrechung besteht. Wie dieser Prozeß abgelaufen ist, können wir nur ahnen. Die historischen Kriege reichen jedenfalls nicht aus, um sich ein Bild davon machen zu können. Diese dienten in aller Regel nur dazu, das eigene oder ein anderes Volk auszurauben: nach dem erfolgreichen Überfall und der anschließenden Plünderung zog man sich wieder nachhause zurück. Es sei denn, man betrieb das, was wir allgemein als Imperialismus bezeichnen, die permanente territoriale Machtausdehnung im Stile z.B. der chinesischen Kaiser, Cäsars oder der späteren sogenannten Kolonialstaaten, die alle die Entmachtung der einheimischen Herrscher zur Folge hatten. Das letzte Rennen wurde dann unter eben diesen Kolonialstaaten veranstaltet. Ihre anfangs in beinahe brüderlicher Einmut gestartete rasante Ausbreitung über den ganzen Planeten führte zwangsläufig zu einer Kollision untereinander, die wiederum nichts als Krieg bedeutete. Das war das Zeitalter, in dem die Idee der Nation erfunden wurde, um den zusammeneroberten, verschiedenen Völker mit ihren zum Teil völlig unterschiedlichen Kulturen und Sprachen eine einigende, "gemeinsame" Scheinidentität zu verleihen, in der die Macht der Herrscher gebündelt und verstärkt wurde. (Aus dieser Zeit rührt z.B. auch der bis heute herrschende Irrtum innerhalb der deutschen "Nation", sie wäre "ein Volk".) Die wirklichen Kriege um die Macht aber sind hinter den Kulissen ausgetragen worden, und wir können uns davon keine auch nur halbwegs konkrete Vorstellung machen, wie und was dort gelaufen ist. Gelegentlich wird ein hoher Politiker wie Kennedy oder ein Wirtschaftsboß wie Herrhausen ermordet, ohne daß es den Ermittlern gelingt, dafür irgendeine kriminelle oder terroristische Gruppe heranzuziehen. Mehr erfahren wir nicht, da dieser Bereich zum Volk hinunter in absolut jeder Hinsicht hermetisch abgeschottet ist, schon immer war und auch immer bleiben wird. Wir gehen davon aus, das der Kampf um die Weltherrschaft in einer Hand etwa seit dem Ende des sogenannten Zweiten Weltkriegs beendet ist und die Chef-Etage heute mit einer Oligarchie besetzt ist, die untereinander die Verteilung der Macht zur mehr oder weniger großen Zufriedenheit aller verbliebenen Mitglieder geregelt hat. Die heutige "Globalisierung" ohne Kriege unter den Industrienationen ist uns ein Beweis dafür.
   Zurück zur praktizierten Hirnwäsche:
Opfer dieser selben Zensur ist natürlich auch jener Gegner Gottes selbst, der "Satan" oder "Luzifer" (=Licht-/Kultur-/Zivilisationsbringer!), dessen Name von einem braven Untertanen noch nicht einmal genannt werden darf, sondern dezent mit "Widersacher" und ähnlichen Surrogaten umschrieben wird; auch die "Hure" unterlag lange Zeit der Zensur, sie wurde zum "gefallenen Mädchen" (die Parallele zum eben erwähnten "gefallenen Engel" drängt sich geradezu auf!); das Wort "Revolution" auch nur in den Mund zu nehmen, war schon ein Sakrileg gegen den Staat, so wurde bald aus dem "Revolutionär" der "Terrorist", vor dem der kleine Bürger sich gefälligst zu fürchten hat, da jener diesem nur an die Krümel will. Statt Revolution, die heute eh nur noch in einem Land der "Dritten Welt" möglich wäre, wird heute der etwas neutralere Begriff "Aufstand" benutzt, bei dem zwar die Ungesetzlichkeit noch deutlich mitklingt, aber die Option einer ideologischen Umwertung in die Gegenrichtung einer "Befreiung" hinein ins westliche Lager offenbleibt; entsprechend verhält es sich mit dem Wort "Freiheitskämpfer", das jedem ordentlichen Herrscher von vornherein ein Dorn im Auge ist, da es wie ein Aufruf zu seiner Absetzung klingt. Das Wort war aber seltsamerweise für einige Jahrzehnte zur Bezeichnung von Widerstandskämpfern in manchen, den Industrieländern offiziell unliebsamen Staaten zugelassen. Inzwischen ist es jedoch wieder aus dem allgemeinen Vokabular verschwunden, da das Volk mittlerweile so verblödet ist, daß die Gefahr eines Mißverständnisses zu groß geworden ist. Das Wort "Freiheit" ist nur noch in isolierter Form und ausschließlich als Attribut unserer eigenen, angeblich perfekten Gesellschaft vorgesehen, wofür natürlich nicht mehr gekämpft zu werden braucht. Statt "Freiheitskämpfer" wird derzeit der politisch unbestimmte Begriff "Rebell" bevorzugt, aus dem sich problemlos je nach Bedarf entweder ein normaler Krimineller, ein Terrorist oder der neue, international anerkannte Präsident des umkämpften Staates machen läßt, analog zum vorher erwähnten "Aufstand".
   Der ganze, einzig die Vermeidung politisch-gesellschaftlicher Alternativen und eben genau dieses Aufruhrs bezweckende Tabu-Komplex läßt sich nicht trennen von der Begriffs-Verschleierung aus Schuldbewußtsein, wenn ein Versagen des herrschenden Systems sich nicht gänzlich verheimlichen läßt, da es unübersehbar in den Alltag des Untertanen hineinwirkt. Hier wird entweder mit nichtssagenden Worthülsen oder auch besonders gerne mit Fremdworten gearbeitet, z.B. "kontaminiert" statt: vergiftet; "radioaktiver Niederschlag" statt: flächendeckende Verseuchung; das zu vernachlässigende "Restrisiko"; "Sondermüll" für Giftmüll; "Wachstumsförderer" statt "Mast-Doping" von Schlachtvieh mittels Hormenen und anderer Medikamenten- und Pharma-Cocktails etc.
   Oft genug aber, und das ist besonders pervers, muß die sprachliche Zensur gar nicht von oben verordnet werden, sondern die Untertanen betreiben sie "freiwillig", entweder aus Furcht oder in vorauseilendem Gehorsam oder völlig automatisch als Produkt einer bereits erfolgreich vollzogenen Hirnwäsche, z.B. "rübergehen" statt flüchten, "alles verlieren" statt alles geraubt oder zerstört bekommen; die Redewendung "bis zur Vergasung" (=bis zur Ermordung) wurde nicht von oben verordnet und stammt auch nicht aus der Zeit der Schmach und der Schande nach dem Ende der deutschen faschistischen Diktatur, sondern ist unverfälschter Volksmund des (brav kollaborierenden) Untertanen, und als allgemein gängige Redewendung aus ebendieser Zeit ein Beleg dafür, daß alle Deutschen genau wußten, was in Auschwitz und anderswo geschah; der "Zusammenbruch" wurde ebenfalls nicht von oben verordnet, sondern spiegelt das Befinden der deutschen Volksseele im Zeichen ihrer Zwangsbefreiung durch die Alliierten wider; der deutsche "Führer" wurde von "seinem" Volk nie als der Diktator angesehen, der er tatsächlich war, sondern von der überwiegenden Mehrheit als Heilsbringer wie ein Halbgott verehrt.
   Aber nicht nur in der glorreichen Geschichtsepoche der germanischen "Herrenrasse" finden wir zahlreiche Beispiele der Selbstverdummung, sondern auch aus der Zeit danach, z.B. als "Heime" gelten zwangsweise zugeteilte, notdürftige Unterbringungsanstalten und konzentrationslagerartige Verwahrungsorte für Behinderte, Waisenkinder, Alte, Obdachlose, unerwünschte Ausländer und andere ökonomisch nicht verwertbare Randgruppen der Gesellschaft; der von der Gesellschaft verstoßene Mensch, der ihre Normen entweder nicht erfüllen kann oder will, wird mit "Versager", "gescheiterte Existenz", "Penner" oder ähnlichem tituliert - und akzeptiert das in aller Regel widerpruchslos; als "dumm" wird jeder bezeichnet, der gegen die scheinbar übermächtigen Mißstände aufmüpft, weil "es sich ja sowieso nicht ändern läßt" und er nur seine "Freiheit" oder sein Leben riskiert. Die Idee, daß derjenige vielleicht besonders intelligent sein könnte, ist offenbar völlig abwegig, etc.
   Eine Verarmung und Verelendung der Sprache muß aber nicht gleich Ausmaße wie in Orwells "1984" annehmen ("ungut" statt: schlecht usw.), um bedenklich zu sein. Sie muß auch nicht immer als Zensur von oben verordnet worden sein, sondern kann sich auch gewissermaßen wie von selbst vollziehen, indem sie ganz einfach bloß die veränderten gesellschaftlichen Lebensbedingungen reflektiert. So entfiel durch die Einführung der Kartoffel der bis dahin als Hauptnahrung dienende "Hirsebrei", ähnliches widerfuhr der "Spindel", dem "Röcken", "Mörser", "Stößel" und anderen Dingen aus dem täglichen Leben und steht bereits jetzt schon absehbar dem "Sonntagsbraten", der "Beichte", dem "Wald" und anderen bald der Vergangenheit angehörenden Dingen noch bevor.
   Allerdings sollte wenigstens das spurlose Verschwinden von manchen Begriffen jedem, dem es auffällt, zu schwer denken geben, wie z.B. die "pluralistische Geschellschaft", die bundesrepublikanische Politiker vor dreißig Jahren noch wie einen Orden vor sich hergetragen haben, oder auch die "Selbstverwirklichung", die zusammen mit Begriffen wie "Landkommune", "Selbstversorger" und ähnlichem eine kurze Blütezeit in den 70ern erlebt haben und nun wieder in jene ferne Traumwelt entschwunden sind, aus der sie erschienen waren, wie zuvor schon das politische Konzept und der Begriff der "Räterepublik". Besonders auffällig müßte eigentlich das spurlose und ersatzlose Verschwinden des Qualitätssiegels "Made in Germany" sein. Leider fällt aber das Verschwinden mancher Wörter aus dem Sprachgebrauch nicht jedem auf, was jedoch bei der heutigen rapiden Verfallszeit von Information und der allgemeinen Veroberflächlichung unter einer wachsenden Amerikanisierung der gesamten Welt auch nichts ungewöhnliches mehr ist.

   2) Etwas dezenter als die Sprachzensur und die Sprachverschleierung kommt die Verbiegung der Begriffsinhalte in eine andere Richtung einher und auch die davon nicht zu trennende branchenfremde Umfunktionalisierung von Fachbegriffen; z.B. altbekannt ist die Verschönerung der segensreichen Verbreitung der westlichen Zivilisation als "Kolonisation", die in Wirklichkeit aber nichts anderes war und ist als Landraub, Plünderung und Völkermord; die "Flurbereinigung" ist nichts als großflächige Naturzerstörung; ebenso die "Versiegelung" des Bodens; das "Opfer" gehörte bis vor gar nicht langer Zeit noch ausschließlich nur in den kultisch-religiösen Bereich, findet seine Objekte und Subjekte inzwischen aber auch im Alltag als "Verkehrsopfer", "Kriegsopfer", "Rationalisierungsopfer" etc., was den Schluß nahelegt, daß der Begriff "Opfer" sich gar nicht aus dem kultisch-religiösen Bereich herausbewegt hat, sondern daß wir heute wie damals unseren Göttern dienen, wenn auch inzwischen ganz anderen Göttern; der angeblich friedliche "Wettbewerb" ist tatsächlich ein gnadenloser Konkurrenzkampf, bei dem es nur noch um die Beseitigung des Anderen bzw. das eigene Überleben geht; der "Standort" ist eigentlich ein Begriff aus der militärischen Strategie, wird aber seit einiger Zeit auch in der Wirtschaft und der Kultur verwendet und beweist eine zunehmende Militarisierung und Aggressivierung unserer Gesellschaft; wir kennen z.B. auch noch die "feindliche Übernahme" einer Firma und/oder ihre "Zerschlagung" (derselbe terminus technicus wie bei der "Zerschlagung" einer terroristischen Vereinigung!); besonders bedenklich aber erscheint uns die schleichende Ver-wertung des Wortes "fremd", für die älteren unter uns ist der Begriff eindeutig neutral und bezeichnet nichts als das Unvertraute, für die jüngeren ist der Begriff inzwischen über seine Substantiv-Form "Fremde" eindeutig negativ belegt worden, und es wird bei seinem Gebrauch inzwischen etwas unterschwelliges Bedrohliches mittransportiert, will man hingegen den Sachverhalt neutral ausdrücken, muß heute der Begriff "anders" herhalten, der eigentlich nicht "unvertraut" meint, denn das andere kann sehr wohl vertraut sein (z.B. das andere Geschlecht) und kein Ersatz für "fremd" ist, sondern die Denklücke bestehen läßt, wobei das "Andere" selbst in Gefahr ist, zum Negativum zu werden, wenn es das nicht bereits schon ist; ähnliches gilt auch für die nächste mögliche Alternative für "fremd": "ausländisch", welches ebenfall nicht als voller Ersatz für "fremd" gelten kann, da das Fremde nicht automatisch auch ausländisch sein muß, wobei das Substantiv "Ausländer" ebenfalls bereits nahezu vollständig negativiert wurde.
   Inwieweit diese Sprachverdrehung einstmals eine allgemeine gesellschaftliche, geschichtlich bedingte Entwicklung ausdrückte und fahrlässig und unbewußt geschah, läßt sich in den meisten älteren Fällen wohl nicht mehr genau feststellen. Sicher ist, daß die neueren Anwendungen dieser Art, besonders das derzeit massiv verbreitete militaristische Vokabular, genauso vorsätzlich und programmatisch gezielt unter das Volk gebracht werden wie die zahllosen Ballerspiele für die Kinder (die Automaten in den Kaufhäusern sind kostenlos und das Personal ist angewiesen, die Kleinen sich hier ausnahmsweise einmal austoben zu lassen). Der Zweck dieser Brutalisierung des Denkens ist die Auflösung und ersatzlose Beseitigung der letzten sozialen Bindungen und Verantwortungen, um sie durch einen an der kapitalistischen Verdrängungs- und Ausschaltungs-Konkurrenz orienterten, asozial-feindschaftlichen Egoismus auszutauschen, mindestens aber auch den allerletzten, noch so friedliebendesten Zeitgenossen an den erbarmungslosen "Wettbewerb" zu gewöhnen und eine generelle Gleichgültigkeit gegenüber dem wachsenden alltäglichen Elend und Unrecht zu installieren - nicht nur in der weiten Welt irgendwo da draußen, sondern z.B. auch gegenüber dem Mord an Asylanten gleich nebenan im Nachbarhaus.

   3) Eine noch üblere Form der Sprachverdrehung wird mit der Absicht der Verwirrung des Volkes und zur Verhinderung von echter Kommunikation betrieben und erschöpft sich auch nicht in schlichter Pseudoinformation über fiktive oder entstellte Tatsachen, sondern geht weit darüber hinaus bis zur allermiesesten Sprach- und Denkbeschädigung: der Umkehrung und Umwertung eines Begriffs in sein Gegenteil zum Zwecke der Desinformation und der Verdummung, auf gut deutsch: der Lüge, der Vorspiegelung falscher Tatsachen und der Informationsumdrehung. Die Methode der Desinformation stammt ursprünglich aus dem Bereich Spionage/Gegenspionage, wird heute aber von den Herrschern und ihren Bütteln in der Politik und der Journallie tagtäglich gegen die eigene Bevölkerung verwendet, wobei es sich hier - nicht nur methodologisch - um nichts anderes handelt als um psychologische Kriegsführung gegen das eigene Volk. Hier offenbart sich uns die Scheinwelt der Herrscher, die sich als Traumwelt gebärdet, tatsächlich aber eine psychotische, wie im Suff verzerrte Haluzination ist, hinter der die Fratze einer monströsen Realität versteckt wird, z.B. der idyllische "Industriepark", der die Landschaft verschönert; die "naturidentischen" Aromastoffe in unserer Nahrung, die alles andere als natürlich sind, sondern künstliche Industrieprodukte; "Pflanzenschutz" durch sog. Herbizide und Pestizide für flächendeckende Naturvergiftung; die "Euthanasie" (wörtlich: das schöne Töten) nicht nur der Nazis; die Selbstbezeichnung vieler Diktaturen als "Demokratie" oder "Republik", in der auch das Ziel aller Sprachverdrehung und Sprachbeschädigung offen zum Ausdruck kommt: denn nichts fürchten die Herrscher mehr, als den Untertan, der die Lüge durchschaut und seine eigenen Konsequenzen zieht, und den man so vorsichtshalber schon von vornherein zum Feind der "Demokratie" und des ganzen Volkes erklärt.
   Die systematische Volksverdummung bezweckt also einzig und allein die Verhinderung des freien Denkens und der dazugehörigen klaren Verständigung der Menschen untereinander. Dazu muß das freien Denkens bereits im Ansatz als böse und schädlich definiert und schwerstens sanktioniert werden. Wir brachten oben schon die bilblische "Erkenntnis", die nur ein Werk Satans sein kann und konsequenterweise mit der Austreibung aus dem Paradies bestraft wird; ein "Freidenker" ist ein eigenartiger Sonderling; und die religiös-politischen revolutionären Zeitgenossen Luthers waren "Schwarmgeister". Die Verpönung des freien Denkens kommt auch besonders deutlich in der negativen Belegung der Worte "phantastisch" und "utopisch" zur Geltung, welche im heutigen Sprachgebrauch immer noch "spinnert" bedeuten.

   4) In den letzten Jahrzehnten ist ein gehäuftes Erscheinen neuer Wortschöpfungen vor allem aus den Bereichen Wirtschaft, Politik und Verwaltung zu verzeichnen, denn schließlich gibt es auch noch neue Sachverhalte oder neue Erkenntnisse über alte Sachverhalte, die unter Umständen an der Fassade des Systems kratzen könnten. Hier ist die Erfindung neuer Begriffe gefragt, mit denen unangenehme Neuerungen dem Volk schmackhaft gemacht oder alte, nicht behobene Mißstände neu verschalt werden. Da aber den treibenden Geistern dieses Metiers in aller Regel der wirkliche, kreative Geist fehlt, reicht es bei ihnen nicht aus, um sich völlig neue Worte auszudenken, weshalb sie sich mit Neu-Kombinationen bereits bestehender Begriffe begnügen müssen, die wir getrost als Wortklone bezeichnen können, als Kunstprodukte moderner Sprach-Doctores der Marke ABC-Frankenstein, z.B. "Privatrente" für die Abschaffung der solidarischen Rente (inklusive Arbeitgeberanteil), die einseitige Kündigung des sogenannten "Generationenvertrags", den die andere Seite, die Kinder, eh nie unterschrieben hat; der "Reformstau", der besagen soll, daß es zuviele Reformen gibt, die sich gegenseitig behindern, und der somit begründet, warum es schließlich gar keine Reform gibt; der "Kombilohn", der sich als doppelte Bezahlung maskiert, obwohl es sich tatsächlich um Unterbezahlung und staatlich gefördertes Lohn-Dumping handelt; die "Gen-Technik" als vorgebliche exakte Beherrschung der Natur, tatsächlich aber als Reduzierung der Biologie auf die reine Mechanik nichts als die endgültige Versachlichung und maschinell-industrielle Ver-wertung des Lebens; die "Just-In-Time-Produktion" als Umfunktionierung der Autobahn in ein einziges nationales rollendes Warenlager; die "Zuwanderung" als umgeschminkte, verschämt eingestandene, faktische Einwanderung ins Land des "deutschen Reinheitsgebotes"; "Schleierfahndung" und "Rasterfahndung" als verschleierte und zerrasterte Eingeschränkung der Bürgerrechte; "unbürokratisch" als großzügiges Eingeständnis, daß die Bürokratie auch schnell und effektiv arbeiten kann; "brutalstmöglich" (de facto: unmöglich); "Soforthilfe" (statt Später- oder Niehilfe); "K-Frage"; "Kompetenz-Team" etc.

   Daß Sprache ein Herrschaftsinstrument ist, kommt vor allem in der Staatssprache zum Ausdruck, besonders in der von Diktaturen, wo sie, ähnlich der spezifischen Religionssprache, nur noch dazu dient, dem Volk die ideologische Dogmatik einzubläuen. Wir erinnern uns noch amüsiert an das unbeholfene "Kaderwelsch" in der DDR, aus dem der "Held der Arbeit" unser persönlicher Favorit ist.
   Hier, bei der totalen Runderneuerungs-Hirnwäsche eines ganzen Volkes, der nationalen Umerziehung, müssen wir noch einmal die Sprachzensur aufgreifen. Wird nämlich dem Volk ein komplett neues politisches System übergestülpt, so genügt manchmal nicht das Beseitigen oder Umfrisieren einzelner Begriffe oder die Zensur bestimmter Themen, sondern es ist eine ganz neue Sprache erforderlich und die Abschaffung der alten Sprache. Dieser eklatanter Spezialfall des totalen Sprachverlustes als politische, gewaltsam erzwungene Radikal-Beseitigung einer ganzen Sprache ist aus der Geschichte mehrfach belegt, z.B. der Sieg des Han-Chinesischen in Ost-Asien, des Arabischen in Syrien und Ägypten und des Türkischen zwischen Griechenland und Persien.
   Ein wenig anders verlief die kulturelle Umerziehung der Afro-Amerikaner. Während in den oben erwähnten Fällen die Eroberer in die fremden Länder eindrangen und den Einheimischen ihre Kultur und ihre Sprache aufnötigten, wurden hier die Opfer aus ihrer Heimat in ein fremdes Land verschleppt, wo die aus den verschiedensten Völkern Afrikas stammenden Sklaven nicht zuletzt durch die Sklavenmärkte bunt durcheinandergewürfelt wurden und zwangsläufig die Sprache ihrer Herren annehmen mußten, um sich auch untereinander verständigen zu können. So war bereits die erste Generation der Sklaven gezwungen, ihre Sprachen aufzugeben, und schon die nächste hatte auch die alten Bräuche verloren. Das auf diese Weise entstandene neue Mischvolk der Afro-Amerikaner hatte binnen zwei Generationen seine gesamte Tradition verloren. Es ersetzte diese natürlich durch eine vollkommen neue Kultur, die auf der Sprache ihrer Herren gründete und in die selbstverständlich auch viele Elemente der Herrscherkultur aufgenommen wurden. In einigen Gegenden wie zum Beispiel Haiti hielten sich bestimmte Bräuche länger bzw. veränderten sich nicht vollständig, trotz zusätzlicher Repressionen und Sanktionen, wie dem Trommelverbot, welches lediglich zur Erfindung der Steeldrums führte, nicht aber zur beabsichtigten Ausrottung des Voodoo-Kultes.
   In der jüngsten Zeit, am Ende des 20. Jh., hat die türkische Regierung versucht, die kurdische Sprache zu verbieten, mit der offiziellen Begründung der gleichberechtigten Integration der Kurden in den Vielvölkerstaat, was lediglch der Kommunistischen Kurdischen Partei großen Zulauf beschehrt hat. Sogar die Bezeichnung "Kurden" war verboten und durch den Begriff "Bergtürken" ersetzt. Das Regierungsprogramm wurde nach einigen Jahren auf Druck aus der Europäischen Union gestoppt, nachdem dort sich die militanten Kurden zum Widerstand gesammelt und für Unruhe gesorgt hatten.
   Wir sagten oben schon, daß die Identität eines Volkes resp. einer Kultur primär in der Sprache besteht, womit der Verlust der Sprache nichts als der Verlust der Identität eines Volkes ist, insbesondere aber die gewaltsam erzwungene Beseitigung einer Sprache die Zerstörung der Identität eines Volkes bedeutet. Das Verbot, seine Muttersprache zu benutzen, ist  das Verbot der Identität eines Volkes, mit dem Ziel der Auslöschung einer eigenständigen Kultur. Mithin handelt es sich beim totalen Sprachverbot um eine verkappte Variante des Völkermordes, nämlich des geistigen Völkermordes.
   Interessanterweise kann jedoch im Gegenteil die Aufzwingung einer fremden Sprache auch friedensstiftend und friedenssichernd sein. So behielt man in Indien nach dem Abzug der Engländer deren Sprache als inoffizielle, aber faktische Amtssprache bei, die praktischerweise bereits von nahezu allen Indern gesprochen wurde, und verhinderte so einen internen Machtkampf zwischen den etwa einhundert einheimischen Völkern und der anschließenden exklusiven Vorherrschaft einer einzigen Sprache und Kultur. Auf diese Weise schützt die ehemalige Kolonialsprache den innerindischen Pluralismus. (Was natürlich eine grundsätzliche Kritik des Nationalstaatentums nicht überflüssig macht.)

   Etwas weniger auffällig, als die bisher erwähnten Beispiele der vorsätzlichen Hirnwäsche, obwohl (oder vielleicht gerade weil) viel vertrauter ist die Abbildung "natürlich gewachsener" gesellschaftlicher Verhältnisse, wie sie zum Beispiel im sprachlichen Sexismus zum Ausdruck kommt: z.B. ist "der" Mensch grammatisch immer männlich, gilt das Wörtchen "man", das phonetisch identisch mit "Mann" ist, für beide Geschlechter, gemischte Plurale sind immer männlich, vgl. auch den eminenten Unterschied von "herrlich" und "dämlich", aber es gibt auch das Gegenteil: z.B. ist der Artikel des männlichen Plurals der des weiblichen Singulars: "die" Männer! Auffällig ist auch die weibliche Sonne und der männliche Mond bei den Deutschen, im Gegensatz zu den allermeisten anderen Völkern. Hier scheint bei der Polung des Unterbewußtseins (Freud würde sagen: des Über-Ich) etwas durcheinandergeraten zu sein. In jedem Falle aber weist die Zuteilung der Herrschaft (=Sonne) zum weiblich Prinzip auf ein noch stark ausgeprägtes, verstecktes oder verdrängtes Matriarchat bzw. matriarchal orientiertes Denken und Empfinden hin.

   Es sind aber vor allem zahllose ganz alltägliche, unscheinbare Begriffe und Redewendungen, wo es sich lohnt, einmal genau in sich hineinzuhören, was man bei ihrem Gebrauch mit ihnen verbindet oder verbinden soll, oder mit welchem Unterton andere sie gebrauchen, vorzuschlagen wären da vielleicht die Worte "Alte", "die Jugend", "Türke", "Russe", "Neger", "schwarz", "rot", "Öko-", "wir", "Arbeitslose", "Sozialhilfeempfänger", "Beschäftigung", "Ganztagsschule", "Vorschule", "Werbung", "Ziel", "Luxus", "Lebensqualität", "Armut", "Hunger", "Durst", "Tod", "Leben", "Freiheit" und vieles andere mehr.

   Bei Sprachverdrehung und Sprachverschleierung kommt es öfters mal auch zu ungewolltem, mehr oder weniger offensichtlichem semantischen Schwachsinn, z.B. der "Heilige Krieg", der "Materialismus" als Markenzeichen des "Patriarchats", die "Unkosten", die "Freiheitsstrafe", das "politische Versprechen", die "Luftwaffe", die "wilde Ehe", das "Sorgerecht", der (grammatisch männliche) "Feminismus", der "parlamentarische Ausschuß", der bereits bewunderte "Held der Arbeit", der "Super-GAU", das "Gleichgewicht des Schreckens", das "Minus-Wachstum", die "Realpolitik", der "Asylbewerber", der "Sozialneid", die "Überqualifikation", die "Leitkultur", die "Ich-AG", sonstiger "brutalstmöglicher" Schwachsinn und last but not least auch wieder unsere biblische, aufs reine Vögeln reduzierte "Erkenntnis", bei welcher der Penis offenbar als Denkorgan fungiert.

   Alle Hirnwäsche-Programme spiegeln aber nicht nur, soweit sie funktionieren, das verunstaltete Denken des Volkes wieder, sondern gerade das Denken der Herrscher selbst. Und damit ist diese von den Herrschern und ihren Bütteln mitten im Gesicht offen zur Schau getragene totale seelisch-geistige Unfähigkeit gleichzeitig auch deren selbsterbrachter Nachweis, daß sie zu dumm sind, um überhaupt irgendetwas zu sagen haben zu dürfen. Sie disqualifizieren sich damit selber zweifelsfrei und unwiderlegbar. - Aber genug der Theorie!

   Und jetzt kommt sie, die Achterbahnfahrt durch die Sprachverdrehung und die angewandte Hirhwäsche. Bitte einsteigen und anschnallen, es wird drüber und drunter gehen.




hier geht's zum

WÖRTERBUCH DER ANGEWANDTEN HIRNWÄSCHE - Teil 1:  A - D